Alle Fotos: Eyes On Media - Tobias Körtge
Das Internet kann verwegen machen. Man sitzt vor dem weißen Bildschirm und schreibt hinein, was einen beschäftigt. Ein Knopfdruck, und es geht raus in die Welt. Die sich nicht damit beschäftigt. Ok, ein paar Leute vielleicht schon. Weil sie Ähnliches erleben. Die antworten einem dann vielleicht sogar und bereichern das Gedachte noch. Neue Gespräche und Gedanken entwickeln sich. Die Leute werden vertraut miteinander, obwohl sie sich noch nie gesehen haben. Sind die auf der anderen Seite des Bildschirms dick, dünn, arm, reich, blond, blind? Tragen sie Vollbart oder Schürzenrock? Oder beides? Erst mal egal, was füreinander wichtig ist, wird sich schon zeigen.
Letzten Donnerstag hat sich das Internet bei uns im HUKODI gezeigt. Und wie: Anke Gröner hat aus ihrem ersten Buch „Nudeldicke Deern” vorgelesen, wir haben dazu gekocht und 33 Gäste haben das genossen. Diese Lesung mit Menü war der Auftakt unserer Reihe “Kost und Kultur”, bei der wir Leute mit Leidenschaft für die Kultur vorstellen - Autoren, Musiker, Sänger, Schauspieler - und dazu die Passion für gutes Essen pflegen.
Gutes Essen, Essen überhaupt? War lange kein Thema in Anke Gröners Blog, das zu den meistgelesenen in Deutschland zählt. Weil ihr das zu privat und zu peinlich war. Denn sie hat lange schlecht gegessen. Mal ganz wenig von Allem, mal ganz viel vom schlechten Zeug. Weil sie dick war, weswegen sie immer wieder auf Diät war, was immer wieder schief ging, weswegen sie das alles immer weniger mochte, ihren Körper und sich selbst dazu.
Bis es dann irgendwann schlecht genug war und eine Freundin ins Haus kam, die auch Ernährungsberaterin ist, und zu Anke den erlösenden Satz sagte: „Du darfst alles essen”. Und die ihr dann zeigte, was dieses „alles” eigentlich ist - auf dem Markt, in der Küche, am Esstisch. Und eine Woche später war alles gut. Auch im Internet, in dem Anke Gröner in jener Woche zum ersten Mal übers Essen und ihr Dicksein geschrieben hatte, und keiner hatte „Bäh!” gesagt.
Entsprechend bunt war dann auch der Abend. Dick und dünn, jung und alt, Frau und Mann, Fremde und Bekannte ließen sich auf drei Stunden ein, die für jeden ein paar Überraschungen parat hatten: Die Autorin nahm im Türstock Platz, die Gäste warfen sich über zwei Räume die Bälle zu, serviert wurden gegen alle Menüregeln Nudeln, Nudeln und nochmal Nudeln (aber keine Pasta - und das in München!), wir machten während des Lesens einen Crashkurs in Silent Cooking und am Ende kam noch ein Schlumpf dazu. Schön war’s, gut war’s, gross war’s, verwegen war’s, wie man auch auf der Vorspeisenplatte, beim Stadtneurotiker, bei den Küchengöttern (mit Schlumpf) und in bushcook's kitchen lesen kann. Wir danken allen, die das möglich gemacht haben - vor allem dem Internet, ohne das es das hier alles überhaupt nicht geben würde.
Unser Nudel-Menü und die Rezepte dazu:

Und heute auch bei mir lesen kann :-)
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